REISEBERICHT

Bericht über den Besuch der SECPAD School in 2018 durch Matthias und Kirsten Pieper

von Matthias und Kirsten Pieper

In diesem Jahr hatten wir die Aufgabe im Namen der Stiftung den Besuch der SECPAD Einrichtungen in Zanskar vom 8.-20. Juli zu übernehmen.
Wir reisten über Srinagar an, wo wir nach unserem Nachtflug vom 5.-7.7. zwei Nächte verbrachten und Schulmaterial und Spielzeug für die Schule einkauften. Am 7. Juli fuhren wir morgens los nach Kargil (6 Stunden) und am nächsten Tag weiter nach Padum (10 Stunden), sodass wir am 8.7. gegen 15 Uhr dort ankamen.
Im Hotel des befreundeten Mr. Garra fanden wir heraus, dass wir schon erwartet wurden, auch der Schwiegersohn von Mr. Namgyal (Kunzal) kam vorbei und teilte uns mit, dass noch am gleichen Abend ein Abschiedsessen mit dem Dental Team geplant war und ein Zimmer für uns reserviert wurde.
Gegen 17:30 Uhr trafen wir Mr. Namgyal und es stellte sich heraus, dass er sich schon große Sorgen gemacht hatte, weil er einen Tag früher mit unserer Ankunft gerechnet hatte. Unsere letzten Nachrichten und Nachfragen hatten weder ihn noch Mr. Sharma erreicht, weil die Internetverbindungen wieder nicht funktionierten.
Der Abschlussabend des Dental Teams bot uns die Gelegenheit vertraute Gesichter aus dem Schulumfeld wiederzusehen und uns mit Marianne und Gerd Prien auszutauschen.

Nach einer Ruhephase treffen wir uns am nächsten Nachmittag mit Mr. Namgyal, der noch einiges in Padum zu erledigen hatte, zogen nach P. Kongma um und entwarfen einen Plan für Aktivitäten der nächsten Tage:

10. Juli: Empfang in der Schule durch alle Schüler und Lehrer, kurzes Gespräch mit Mr. Namgyal und Mr. Sharma.

11. Juli: Treffen mit allen Lehrern in der Teepause. Vorstellung bei denen, die uns noch nicht kennen. Die Ankündigung, dass wir wieder dem Unterricht beiwohnen und mit den Lehrern ins Gespräch über ihre Unterrichtsmethoden kommen möchten.
Danach Treffen mit Mr. Younten, der mit uns die Abrechnung genau durchgeht. Zwischendurch gemeinsames Mittagessen mit den Kindern in der Schule.
Überraschender Besuch einer Schweizer Familie, sie ist die Nichte von Helene Berger, der VTC Gründerin.

12. Juli: Besuch des Karsha Gompa Festivals zusammen mit Mr. Thardot und Mr. Tundup Namgyal.

13. Juli: Hospitation des Unterrichts und Gespräche mit Lehrern. Ideen und Vorstellungen zur Unterrichtsentwicklung. Eine mögliche Unterstützung des Ehepaars Prechtl, die in diesem Jahr vom SES (Senior Experten Service – eine Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit mit Sitz in Bonn) zur Lehrerweiterbildung nach Zanskar reisen, wird besprochen.

14./15. Juli: Schulausflug. Alle Schüler fahren nach Agcho. Dort wird gezeltet, getanzt, gespielt. Viele Kinder besuchen ihre Familien.

16. Juli: Besuch des VTC und ausführliche Inspektion aller Gebäude.

17. Juli: Fototag, Untersuchung der Elektronik und möglicher verbesserter Verkabelung in der Schule.

18. Juli: Managing Committee Meeting, Besuch des Hostels, gemeinsames Kochen.

19. Juli: Verabschiedungsessen.

20. Juli: Verabschiedung in der Schule und Aufbruch nach Pitmo Bridge.

Mr. Namgyal hatte die Verabschiedung vom Dental Team gleichzeitig als Function Day für uns als Stiftungsvertreter geplant. Da wir einen Tag später da waren, ging der Plan nicht auf. Wir bitten ihn ausdrücklich nicht noch einmal so einen Aufwand zu unternehmen und wünschen uns eine kleinere Verabschiedung.

Unterricht

Gespräche mit Mr. Sharma, einigen Lehrern und die Hospitation von Unterricht in einigen Klassen haben uns den Eindruck vermittelt, dass es eine positive Entwicklung in diesem Bereich gibt. Die Lehrerinnen und Lehrer haben durchaus Vorstellungen und Wünsche zur Entwicklung ihres Unterrichts. Uns ist in diesem Jahr ein sehr engagiertes Team begegnet, das sich gut versteht. Natürlich haben wir nicht so viel mitbekommen wie vor zwei Jahren, doch es ist gelegentlich zu erkennen, dass nicht mehr in allen Stunden aus dem Schulbuch gelesen wird, sondern dass der Unterricht unter deutlich mehr Schülerbeteiligung abläuft.
In einem Gespräch mit allen Lehrern wurde deutlich, dass sie sehr wohl wissen, was sie an der Schule haben und sich sehr verbunden und wohl in dem SECPAD Kreis fühlen. Sie wertschätzen, dass sie sich selbst weiterentwickeln und lernen können, dass die Schule ärmeren Familien Chancen bietet, das Zanskari Kultur transportiert wird, dass es einen hohen Standard in der Verpflegung und Hygiene gibt und vor allem, dass sie als Lehrer Anerkennung und Respekt erfahren – vor allem von den Eltern und Kindern. Das ist eventuell ein nicht zu unterschätzender Punkt. Es zeugt von einer hohen Identifikation mit der Schule. Sonam Namgyal hat sich sehr angetan und fast stolz gezeigt, als wir ihm davon berichteten. Gerade wenn die Lehrer durchschnittlich etwas weniger Gehalt als an anderen Schulen in Zanskar bekommen, sollte man über weitere Möglichkeiten von Wertschätzung der Lehrerarbeit nachdenken. (Gemeinsames Essen, Auszeichnungen, einfach mal anerkennende Worte aussprechen,…)
Die Lehrer äußern Wünsche für die kommenden Lehrerfortbildungen: Adaption von Methoden für die hiesigen Schulverhältnisse, Zeitmanagement, Stundenplanung, Gestaltung von Wiederholungsphasen, Memoriertechniken, Umgang mit schwierigen und schüchternen Schülern. Aus unserer Sicht gehört dazu auch noch immer ganz verstärkt, die Kommunikationsfähigkeit der Schüler zu erhöhen. Dazu müssen regelmäßig Phasen bedacht und eingebaut werden. Eine Amerikanerin (Kelly Klein) hat dazu im letzten Jahr mit den Lehrern gearbeitet und Methoden vorgestellt und erprobt. Dazu hat jeder Lehrer ein Skript bekommen. An der Fortbildung von Kelly Klein haben alle Lehrer teilgenommen. Es wird notwendig sein, gemeinsame Fortbildungen in der Schule zu organisieren. Dieses Jahr decken Frau und Herr Prechtl vom SES ab. Wir empfehlen, kompetente Lehrer aus Leh einzuladen. Das kostet schätzungsweise 50.000Rp. Wir empfehlen, sich mit anderen Schulen der Umgebung abzusprechen und gemeinsam einzuladen, damit Kosten geringer gehalten werden können.
Die Bibliothek ist zu unserem Besuch in einem guten Zustand gewesen und sehr aufgeräumt. Uns wird gesagt, dass jede Klasse eine Bibliothekszeit im Stundenplan verankert bekommen hat und jeder Schüler sich Bücher ausleihen darf.

Schulgebäude und -gelände

Der Rundgang durch die Schule findet mit Mr. Namgyal statt, Mr. Sharma begleitet uns.
Vor zwei Jahren wurden die Schulmöbel erneuert und sind in einem guten Zustand. Uns fällt auf, dass in den älteren Klassen viele Kritzeleien sind. Mr. Sharma thematisiert das sofort und lässt die Schüler die Schulmöbel putzen und abschleifen. Wir hoffen, dass das Thema weiterhin präsent bleibt – auch bei den Schülern.
Mr. Sharma empfiehlt im Erdgeschoss eine Wandbemalung mit kindgerechten Bildern. Wir weisen darauf hin, dass er das mit den Verantwortlichen der SECPAD besprechen sollte. In der Bibliothek am hinteren Fenster entsteht ein größerer Riss, der bereits zum Ausbröckeln größerer Mengen Zement führt. Mr. Sharma hat bereits mit einem Baumeister darüber geredet und die Bitte um Ausbesserung schriftlich festgehalten. Es muss im Auge behalten und der Grund dafür ermittelt werden.
Ansonsten sind die Räume in einem guten Zustand. Ein Fenster war kurz zuvor kaputt gegangen, in der Regel werden solche Dinge aber wohl schnell repariert.
Die Kindergartengruppe hat zu wenig Platz, die Klasse wurde deswegen in zwei kleinere Gruppen aufgeteilt und belegt zwei Räume (oben und unten).

Solaranlage

Die Elektroleitungen wurden im letzten Jahr noch nicht verlegt. Bisher gehen Kabel quer durch den Raum oder über den Hof, Schalter sitzen an Stellen, an die niemand herankommt. Eine bedürfnisgerechte fachlich sorgfältig ausgeführte Verkabelung muss so schnell wie möglich ausgeführt werden. Matthias und Mr. Sharma gehen die Räume durch und erfassen den Bedarf für jeden Raum. Lichtschalter und Steckdosen im vorderen und hinteren Teil jedes Raums werden von Mr. Sharma gewünscht. Dazu wünscht er sich Kindersicherungen oder eine An- und Abschaltung für jeden Raum außerhalb der Reichweite der Kinder.

Hostel

Die Besichtigung des Hostels geschieht unter Begleitung von Mr. Namgyal und Mr. Sharma.
Das Hostel ist in einem gewohnt guten Zustand. Die Schlafräume sind sehr ordentlich, alles ist sauber und mit den neuen Teppichen wird pfleglich umgegangen.
An allen Fenstern wurden Gitter zum Einbruchschutz vor Bären angebracht. Tatsächlich wird das Thema immer dringlicher, es wurden viele Bären gesichtet und es kommen nun auch im Sommer vermehrt Bärenattacken (Essensdiebstähle durch Bären) vor.
Jedes Jahr verschärft sich die Botschaft über Wassermangel. Es liegt im Winter zu wenig Schnee. Entsprechend schwach war nun schon der Wasserstrahl, der das Hostel erreicht. Die SECPAD bemüht sich zusammen mit dem Indischen Staat um Lösungen, wie z.B. das bohren von tieferen Brunnen.

VTC

Der Besuch im VTC findet mit Mr. Namgyal gemeinsam statt. Nach einer kurzen Besichtigung der Räume und des Arbeitszimmers der Näherinnen sitzen wir mit der Ausbildungsleiterin zusammen. Die Holzwerkstatt wird tatsächlich genutzt von Arbeitern, die dort die Fenster fertigen und reparieren. Mr. Namgyal hat Pläne sowohl für die Arbeit der Schneiderinnen als auch für eine Ausweitung des Angebots. Er möchte im Wesentlichen die Schneiderei ausbauen und so eine Art Label für Kleinigkeiten entwickeln, die auch von Touristen und Besuchern gekauft werden könnten (Kappen, kleine Taschen, Socken,…). Wir überlegen gemeinsam, ob Volontäre gefunden werden können, die diese Arbeit unterstützen.
Um die anderen Handwerke zu unterstützen und Kurse anzubieten, fehlt es auch vor allem an Anleitern, die sowohl fähig als auch bezahlbar sind. Vor allem bei Elektro- und Klempnerarbeiten sieht er Bedarf. Wir weisen darauf hin, dass Schmalspurkurse in Elektrotechnik auch gefährlich werden können, wenn die Leute mit ihrem Halbwissen selbst basteln. Wir entwickeln die Idee bei Gesellen, die auf Wanderschaft /Walz gehen, in Deutschland diese Destination bekannt zu machen.
Wir empfehlen auf jeden Fall, in Deutschland nach Möglichkeiten zu suchen, Freiwillige zu finden.
Die im letzten Jahr gewünschten und im Budget verankerten Kurse für Plumber und Mechanics meint Mr. Namgyal aber auf unsere Nachfrage hin organisieren zu können.

Kiosk

Der linke Teil des Kiosks ist durchgängig (ca. 10-15:30Uhr) geöffnet und wird von einer der Schneiderinnen besetzt. Sie gibt dort den älteren Mädchen Handarbeitsunterricht. Es hängen auch ein paar Dinge zum Verkauf aus. Die Idee, dort Unterrichtsmaterial zu verkaufen, konnte noch nicht realisiert werden.

Telekommunikation

Um eine VSat Installation vornehmen zu können, muss man eine Erlaubnis des Heimatministeriums bekommen, die bereits Anfang Juli angefragt wurde. Mr. Namgyal hoffte, kurz nach unserem Gespräch im Rahmen des Dalai Lama Besuchs jemand Zuständigen dazu sprechen zu können. Kosten für die Installation werden mit ca. 100.000 INR (ca.1200€) veranschlagt. Für die Nutzung gibt es unterschiedliche Tarife. Im Moment gehen die Verantwortlichen von 30-40.000 INR (ca. 380-500€) pro Jahr aus. Wir bitten darum, diese Installation voranzutreiben.

Es war gut, langjährige Freunde und die Schüler wieder zu sehen. Besonders die erzielten Ergebnisse der letzten Jahre haben uns sehr gefreut.

Es war eine interessante und schöne Reise.

Matthias und Kirsten Pieper
November 2018