REISEBERICHT

Bericht zum 4. „Dental Camp“ in Zanskar 2018

von Dr. Marianne Prien

Unser viertes „Dental Camp“ an der SECPAD-Schule in Karsha/Yulsum (Zanskar, im indischen Bundesstaat Jammu & Kashmir) fand vom 24.6. bis 8.7. 2018 statt.

Bei meiner zahnärztlichen Tätigkeit wurde ich unermüdlich und tatkräftig unterstützt von Frau Silke Dettmer-Freitag und Herrn Mario Hauff in der Behandlungsassistenz und dem „Zahnputztraining“.
Darüberhinaus gab es einen altersgerechten Sachkundeunterricht zu den Themen Mundgesundheit, Ernährung und Kariesentstehung.
Für den technischen Support (Bereitstellung der Stromversorgung, Wartung und Reparatur benötigter Geräte) und Sterilisation der Instrumente konnten wir wiederum auf die Unterstützung von Herrn Gerd Prien zählen.

Durch die Erfahrungen der Projekte der Jahre 2014, 2015 und 2017 konnte die Rüstzeit (Einrichtung der Behandlungsplätze, Aufbau von Steri und Zubehör) auf wenige Stunden reduziert werden.
Die Arbeitsplätze fanden wir bei unserer Ankunft bereits fertig eingerichtet vor, außerdem entdeckten wir in den Gängen und Gemeinschaftsräumen zahlreiche Poster zum Thema Zahnpflege und Prophylaxe.

Der Ablauf gestaltete sich wie in den Vorjahren:
Unterstützt von dolmetschenden Lehrkräften informierte Mario die Kinder klassenweise und altersgerecht über Notwendigkeit und Durchführung der Mundhygiene.
Es folgten praktische Übungen mit den frisch verteilten Zahnbürsten und Zahnpasta unter freiem Himmel (am „Waschplatz“, wo sich die Kinder auch sonst waschen und Zähne putzen).
Anschließend wurden Färbetabletten verteilt, die Kinder konnten zunächst selber den Erfolg ihrer Bemühungen im Handspiegel kontrollieren. Abschließend wurden die Kinder auf defizitäre Bereiche aufmerksam gemacht und mit weiteren Tipps zur Putztechnik bedacht.
Im Behandlungsraum fanden die Befundaufnahme und Behandlungsplanung statt.

Es zeigte sich wie in den Vorjahren ein immenser Behandlungsbedarf in den unteren Vorschulklassen (Kinder von 4-6 Jahren), gerade in dieser Altersgruppe sieht man häufig zerstörte Milchmolaren, die nicht erhaltungsfähig sind. In Deutschland würden die meisten dieser Kinder wegen des unzumutbaren Behandlungsumfangs in Vollnarkose saniert werden.

Mitzunehmendem Alter der Kinder stieg die Zahl der Kinder pro Schulklasse, die keinen akuten Behandlungsbedarf aufzeigten.
Erfreulicherweise waren die von uns in den vergangenen Jahren gelegten Füllungen zum großen Teil in befriedigendem Zustand, die mit konfektionierten Stahlkronen versorgten Zähne stabil.
Somit konnten wir uns diesmal auch um kleinere Defekte kümmern und sogar vorbeugende Versiegelungen durchführen. Besonders hilfreich war die erstmals eingesetzte Druckluftflasche, mit der Zähne zuverlässig getrocknet werden können.
Die Flasche wurde mit einer Luftpumpe für Autoreifen unter Druck gesetzt, nachdem der mitgebrachte kleine Kompressor ausgefallen war.

Selbstverständlich gibt es auch in den höheren Klassen nach wie vor Defizite in der Mundhygiene aber auch hier ist eine Verbesserung deutlich sichtbar.
Mit dem Hinweis auf diese verbesserte Situation wurden die Kinder und Jugendlichen motiviert, an die Erfolge anzuknüpfen.

Eine weitere neue technische Errungenschaft war das mitgebrachte Ultraschallreinigungsgerät zur Zahnsteinentfernung.

Neben den eigentlichen Mundhygieneaufklärungen für die Kinder sollte zukünftig über Informationsveranstaltungen für Eltern zu den Themen Kariesentstehung und Ernährung nachgedacht werden.
Da wir das (häufig kariogene) Nahrungsangebot nicht grundlegend in Frage stellen können, müssen praktisch umsetzbare Tipps zu Verhaltensänderungen vermittelt werden, bspw. Zeitpunkt der Mundhygiene, Vermeidung von zuckerhaltigen Getränken („Milktea“) zwischen den Hauptmahlzeiten etc.

An fast jedem der 14 Tage unseres Aufenthalts wurde behandelt.
Nach einer Woche war jedes der ca 150 Schulkinder mindestens einmal im „Treatment“ gewesen, wobei in vielen Fällen auch mehrere Zähne pro Sitzung behandelt wurden.
Eine zweite und dritte „Runde“ schlossen sich an, komplette Sanierung aller kariösen und zerstörten Zähne war aber trotzdem nicht möglich in den unteren Klassen.
Schwerpunkte waren der Erhalt von 2. Milchmolaren und bleibenden Zähne sowie Ausgleichsextraktion von kariösen 1. Molaren, wenn gegenüberliegende Molaren bereits fehlten oder ebenfalls zerstört waren.
Wie bereits im vergangenen Einsatz wurden etliche konfektionierte Stahlkronen zementiert.

Das „teaching-“ und „nonteaching-staff“ wurde ebenso behandelt, wie auch etwa weitere 50 Patienten aus dem Kreis der Elternschaft und der umliegenden Klöster.

Die überaus herzliche Begrüßung unseres Teams zu Beginn, eine bewegende Abschlussveranstaltung und natürlich das Gefühl, etwas Nützliches bewirken zu können, bestärkten uns in dem Wunsch, unsere Arbeit bald fortzusetzen.

Hannover, den 9.08.2018

Dr. Marianne Prien
Sievertstr. 15
30625 Hannover
0511/558274
mp@nordzahn.de