REISEBERICHT

Schulbesuch an der SECPAD Schule in Zanskar Matthias und Kirsten Pieper, Lehrer aus Hamburg

von Matthias und Kirsten Pieper

In diesem Sommer hatten wir die Chance, die uns seit vier Jahren bekannte SECPAD Schule in Zanskar für einen längeren Zeitraum zu besuchen, am Schulgeschehen und Hostelleben mitzuwirken und einen tieferen Einblick in die Abläufe zu bekommen.
Bereits im Juli 2012 hatten wir die Schule besucht, allerdings nur in einem zweistündigen Gespräch mit Rundgang kennengelernt. Seitdem verfolgen wir das Engagement der Athenstaedt-Stiftung in Zanskar.
Unser geplanter vierwöchiger Besuch verkürzte sich um einige Tage, da unvorhergesehen am 16.6.16 wegen einer wichtigen religiösen Veranstaltung im Kloster in Karsha Ferien gegeben wurden.
Obwohl wir dem Schulleiter Mr. Sharma als Überraschungsgäste erscheinen (denn trotz unserer Kontaktaufnahme zur Stiftung im November 2015 ist die Ankündigung unseres Besuchs nicht zu ihm vorgedrungen) werden wir sehr freundlich empfangen. Mr. Namgyal sucht uns bereits zuvor in Leh auf und unterstützt uns bei unseren Weiterreiseplänen nach Padum.

Wir werden im Guesthouse der Schule untergebracht.
Nach einigen Hospitationsstunden in allen Klassenstufen ermöglicht Mr. Sharma Kirsten Pieper Unterricht in der 7. und 8. Klasse, täglich eine Stunde, außerdem nach ein paar Tagen eine dauerhafte Vertretung in der 6. Klasse. Matthias Pieper hospitiert weiter und führt Gespräche mit den Lehrern. Nach der ersten Woche beginnt er am Nachmittag mit einem Projekt Elektrotechnik. Die Schüler können dort einen Einblick in das Berufsfeld erlangen und lernen Grundlagen der Elektrotechnik kennen. Allerdings nehmen nur ältere Schüler aus dem Hostel teil. In der 6. Klasse führt er mit Mr. Thardot eine Woche lang einen praxisorientierten Naturwissenschaftsunterricht durch, den er anschließend gemeinsam mit einer Vertretungslehrerin fortführt.
In den Freistunden räumen wir gemeinsamen die Bibliothek auf, sortieren und beschriften die Schränke.
Zudem treffen wir uns mit den älteren Schülern (Klasse 5-8), die im Hostel leben, und spielen jeden Nachmittag eine Dreiviertelstunde gemeinsam Spiele. Dabei geht es und um Kooperation, Austausch und zunehmend kommunikative Fähigkeiten. An den abendlichen Gebeten oder Essensvorbereitungen nehmen wir gelegentlich teil. Außerdem essen wir mittags mit den Schülern im Hostel.

Das Schulklima an der Schule ist ausgesprochen angenehm. Schüler und Lehrer haben uns herzlich und offen empfangen, wenngleich auch eine gewisse Zurückhaltung und Schüchternheit deutlich zu spüren ist. Im Lehrerzimmer wird in der gemeinsamen Teepause gescherzt, und auch wir „Gastlehrer“ werden eingebunden. Die Schülerinnen und Schüler sind äußerst freundlich und höflich, sie grüßen fröhlich und vor allem die Jüngeren gucken, winken und rufen stets. Auch untereinander sind die Schüler sehr freundlich und hilfsbereit, die Älteren helfen den Jüngeren, Streitereien oder gar körperliche Auseinandersetzungen sind die absolute Ausnahme.
Die Schülerinnen und Schüler werden zu diesem verantwortungsvollen Verhalten deutlich angehalten. Lehrer weisen sie auf ihre Vorbildfunktion hin. Im Schulalltag haben zudem alle Klassen Aufgaben auf dem Gelände zu erledigen. Die Pflege der Beete oder leichte Aufräumarbeiten gehören dazu.

Die Bänke und Tische sind von Handwerkern während unseres Aufenthalts überholt worden, das Hostel wurde gestrichen.
Eine Photovoltaikanlage für die Stromversorgung in der Schule wäre aus unserer Sicht eine wichtige und auch nicht ganz schwer zu realisierende Anschaffung. Die unteren Räume sind auch im Sommer recht dunkel und eine Beleuchtung wäre sicher in den Frühjahrsmonaten und im Spätherbst sinnvoll. Zudem besitzt die Schule einen Beamer, der zurzeit nicht benutzt werden kann. Die Stromversorgung des Schulleiterbüros würde darüber hinaus nochmals ganz andere Möglichkeiten für die Verwaltung eröffnen.

Immer wieder stellt sich heraus, dass die Schüler nicht so viel verstehen, wie sie stets versichern. Wir müssen feststellen, dass die kommunikativen Fähigkeiten der Schüler äußerst gering sind. Es fällt ihnen auch in Klasse 8 schwer, sich im Gespräch auf Englisch auszudrücken. Aufgaben zum Textverständnis können sie nicht bearbeiten und während des Elektrotechnikunterrichts sind gravierende Schwierigkeiten schon beim Umgang mit Grundrechenarten deutlich geworden.
Sie werden unserem Eindruck nach eher zur Anpassung erzogen und sollen sich unterordnen. Individuelle Freiheiten, Interessen und selbständige Lösungswege sind nicht gefordert. Sie haben wenig Selbstbewusstsein. Persönlichkeitsentwicklung hinsichtlich ihres Selbstwerts wäre wünschenswert. Kreatives und selbständiges Arbeiten in allen Fächern muss angefangen werden. Denn gerade dieser Landstrich hier braucht aufgeweckte und innovativ denkende Menschen.
Die Ausstattung des Hostels ist sehr einfach. Der schönste Raum ist der Gebetsraum. Er ist wichtig für die Schüler und an ihm kann man erkennen, wie dekorativ ein Raum hergerichtet werden kann.

Hamburg, November 2016
Matthias und Kirsten Pieper